The Hillbilly Moon Explosion – With Monsters And Gods

28.03.2017 von Marcus Pohlmann

The Hillbilly Moon Explosion - With Monsters And Gods

Musiker:

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Genre: , ,

Laufzeit: 44 Minuten

Tracklist:
01 – Heartbreak Boogie
02 – You Miss Somethin' You Never Had
03 – Jackson
04 – Depression
05 – Midnite Blues
06 – With Monsters And Gods
07 – Call Me
08 – Black Ghost
09 – Desperation
10 – Temptation
11 – Love You Better
12 – Down On Your Knees
13 – In Space
14 – Rose Outside

Erscheinungsdatum: 16.03.2016

Sprache: Englisch

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Mit der Schweiz verbindet man in der Regel Schokolade, Uhren, Nummernkonten und Alphörner – nicht unbedingt Rockabilly. Dennoch kommt aus der Gegend um Zürich ein Quartett, das sich seit 1998 dieser Musikrichtung verschrieben und damit überregionale Bekanntheit erspielt hat. The Hillbilly Moon Explosion, so der etwas sperrige Name der Gruppe, legen mit With Monsters And Gods mittlerweile schon ihr achtes Album vor; das erste, das über Freedonia Entertainment / Sony Music veröffentlicht wird.

Oliver Baroni und Emanuela Hutter teilen sich beim Opener „Heartbreak Boogie“ die Arbeit am Mikrofon. Die Nummer swingt locker vor sich hin, vor allem das knarzende Saxophon und das Schlagzeug geben den Ton an, während Gitarre und Bass im Hintergrund für den nötigen Groove sorgen. In den gut 50 Jahren nach seiner Veröffentlichung ist „Jackson“ schon unzählige Male gecovert worden. Für ihre Version holen sich die Schweizer mit Sparky, dem Sänger von Demented Are Go, Verstärkung ans Mikrofon. Das Stück lebt zum einen vom Kontrast der beiden sehr charakteristischen Stimmen, zum anderen von den Bläsersätzen. So bleibt von der ursprünglichen Country-Nummer nicht mehr viel übrig – was das Stück aber frisch hält und einen originellen Ansatz liefert. Der Titeltrack „With Monsters And Gods“ würde sich großartig für einen düsteren Roadmovie- oder Western-Soundtrack eignen. Die Vocals mehr gehaucht als gesungen, Gitarre und Bass mit Streicher-Arrangements und Orgel angereichert, lässt das Stück entsprechende Bilder vor dem Auge des Hörers entstehen. Für mich eine der stärksten Nummern des Albums. Ich bin, zugegebenermaßen, kein übermäßig großer Blondie-Fan, aber „Call Me“ finde ich trotzdem gut. The Hillbilly Moon Explosion liefern hier eine großartige Cover-Version ab, die deutlich druckvoller aus den Boxen kommt als das Original. Dies liegt zu einem guten Teil an dem energischen Gesangsstil von Emanuela Hutter, aber auch die Instrumentierung trägt ihren Teil dazu bei. Besonders die Gitarre setzt hier immer wieder auffällige Akzente. Sehr psychedelisch mutet dagegen das folgende „Black Ghost“ an. Der immer gleiche Gitarrenakkord, die leicht verzerrte Stimme der Sängerin, die geknurrten Backing Vocals von Sparky, das dudelnde Piano und der merkwürdige Lyrics vermischen sich zu einem immer schneller werdenden Trip. Eine sehr schräge, aber auch spannende Nummer, die besser wird, je öfter man sie hört. Eine wilde Stilmixtur erwartet den Hörer mit „Temptation“: klassischer Mariachisound trifft auf Flamenco, garniert mit Ska-Bläsern, operettenhaftem Gesang und mehreren Tempowechseln. Nicht unbedingt das beste Stück des Albums, aber für mich das ungewöhnlichste – definitiv ein Lied, das sich erst beim mehrmaligen Hören erschließt. Eindeutig dem Rock ’n‘ Roll zuzuordnen ist dagegen „Love You Better“, für das Oliver Baroni nicht nur in die Saiten greift, sondern auch das Mikrofon übernimmt. Die Nummer verzichtet komplett auf Spielereien und rockt gradlinig und extrem cool vor sich hin. Ein spannender Kontrast zu den vorangegangenen, eher komplexen, Stücken. Die Band verabschiedet sich mit „Rose Outside“ von ihren Hörern. Hier sind es wieder die Bläser, zusammen mit dem Schlagzeug, die das Lied voran treiben, während Frau Hutter ihr Können zeigt. Zu Beginn ist es noch eine lockere Partynummer, wird aber mit zunehmender Dauer immer wilder. Saxophon und Sängerin schreien um die Wette, das Klavier klimpert im Stakkato vor sich hin und der Rhythmus lässt kaum jemanden still sitzen. Ein gelungener Abschluss des Albums, der noch einmal die Vielseitigkeit der Schweizer zeigt.

Zu dem, über das ganze Album vorherrschenden, Rockabilly mischen The Hillbilly Moon Explosion fröhlich andere Musikstile – unter anderem Swing, Rock, Jazz. Glücklicherweise verschwimmt das Album dadurch nicht zu einem konturlosen Brei, sondern jedes Stück hat einen individuell erkennbaren Charakter und Schwerpunkt. Auch nach mehrmaligem Hören wird die CD nicht langweilig; es gibt bei den Arrangements immer noch interessante Dinge zu entdecken, hier ein Gitarrentwang, dort einen Saxophonpart oder eine kleine Klaviermelodie. Drei oder vier Stücke finde ich dabei herausragend, beispielsweise das grandiose „Call Me“, aber auch der Rest ist sehr gut gelungen und macht Lust auf mehr.
Bei der Produktion hat die Band den Spagat zwischen einem rohen, dreckigen und sauberen, klaren Sound geschafft. Das passt hervorragend und macht Spaß zu hören. Im kleinen Booklet finden sich die Bilder der vier Musiker, Duncan James, Sylvain Petite, Oliver Baroni und Emanuela Hutter, eine Auflistung der beteiligten Gastmusiker bei den verschiedenen Stücken, sowie einige Angaben zur Produktion und die obligatorischen Danksagungen.

Mit With Monsters And Gods ist der Schweizer Combo ein vielseitiges, spannendes Album gelungen, dass in jeder Hinsicht überzeugen kann.

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