The Birthday Massacre – Under Your Spell

20.08.2017 von Marcus Pohlmann

The Birthday Massacre - Under Your Spell

Musiker:

Label: ,

Genre: , ,

Laufzeit: 42 Minuten

Tracklist:
01 - One
02 - Under Your Spell
03 - All Of Nothing
04 - Without You
05 - Counterpane
06 - Unkind
07 - Games
08 - Hex
09 - No Tomorrow
10 - The Lowest Low
11 - Endless

Erscheinungsdatum: 09.06.2017

Sprache: Englisch

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In letzter Zeit verlassen sich viele Bands nicht mehr auf große Plattenfirmen, sondern stemmen die Finanzierung ihrer Alben lieber selbst, zumeist um größere künstlerische Freiheiten zu haben. Für ihr siebtes Album gehen auch The Birthday Massacre diesen Weg und haben das notwendige Kleingeld dabei in recht kurzer Zeit über die Musik-Crowdfunding-Plattform Pledge Music zusammen bekommen. Für den Vertrieb von Under Your Spell nutzen die Kanadier dann aber doch noch einen traditionellen Vertrieb, in diesem Falle Metropolis Records / Soulfood.

Der Opener „One“ startet mit einem beschwingt klimpernden Keyboard, welches kurz darauf von druckvollen Gitarrenriffs verdrängt wird. Der beständige Wechsel zwischen diesen beiden Polen zieht sich über die ganze Länge des Stückes, während Schlagzeug und Bass für das nötige Grundkonstrukt sorgen. Über allem liegt jedoch die leicht wehmütige Stimme von Sängerin Chibi, die hier etwas tiefer singt als üblich und nur für den Refrain ihre normale Tonlage nutzt. Beinahe perfekten Retro-Synthie-Pop beschert dem Hörer der Titeltrack „Under Your Spell“. Eigentlich eine recht langsame Nummer, aber durchaus tanzbar, könnte dieser Track durchaus aus den 1980er Jahren stammen. Eine einfache, aber sehr eingängige Melodie, lange Instrumentalparts und Vocals, die sich nicht in den Vordergrund drängen, machen aus dem Stück eines meiner Highlights des Albums. Die Gitarren stehen bei „All Of Nothing“ deutlich mehr im Vordergrund und liefern einige, ungewohnt krachige Riffs. Keyboard und Schlagzeug schlagen dabei einen schnellen, hektischen Rhythmus an und treiben den Blutdruck beim Hörer in die Höhe. Und wieder ist es die Stimme der Sängerin, die die unterschiedlichen musikalischen Aspekte zusammenhält und dem Stück ihren Stempel aufdrückt. In eher rockige Gefilde bewegt sich die Band mit „Counterpane“, bei dem die Gitarren- und Drumparts besonders hervorgehoben sind. Zwar finden sich auch hier die schon obligatorischen, ruhigen Passagen aber der harte Teil dominiert und setzt damit einen Kontrastpunkt zu den bisherigen Tracks. Zurück zum getragenen Synthie-Pop führt „Games“ den Hörer. Weitgehend langsam und entschleunigt ist alles auf den melancholischen, gleichzeitig einschmeichelnden Gesang von Chibi ausgerichtet. Eigentlich eine verträumte und schon fast kitschige Nummer, die aber immer wieder durch Gitarre und Schlagzeug aus der Lethargie gerettet wird. Herrschte bei den bisherigen Stücken eine gewisse Traurigkeit vor, so kommt „No Tomorrow“ eine eher bedrohliche Stimmung zum Tragen. Dazu trägt maßgeblich bei, dass die Sängerin (leider zum einzigen Mal auf dem Album) zwischen ihrer netten, freundlichen und ihrer bösen, gemeinen Stimme wechselt. Die Instrumentierung schafft dazu das passende Umfeld und wechselt zwischen bedrohlichen Gitarrenriffs und zuckersüßen Keyboardmelodien. Nicht unbedingt das eingängigste, aber für mich das spannendste Stück auf Under Your Spell, vor allem der Wechsel in Stimme und Stimmung hat es mir doch sehr angetan. Das letzte Stück des Albums, sinnigerweise „Endless“ betitelt, zieht die Geschwindigkeit deutlich an und dürfte sich durchaus zum Club-Einsatz eignen. Hier bilden Gitarre und Keyboard keine gegensätzlichen Kontrastpunkte sondern agieren als Einheit. Ein sehr gelungener Schlusspunkt, der die Stärken der Band deutlich hervorhebt.

Mit Under Your Spell bekommt der Hörer eigentlich alles, was die kanadische Band ausmacht: Eingängige Synthie-Melodien, druckvolle Gitarrenriffs und natürlich Chibis großartigen Gesang. Manche Stücke eignen sich gar für die Tanzfläche, während andere wiederum für entspanntes Hören im Lieblingssessel geeignet sind. Wirkliche Überraschungen gibt es auf dem Album dagegen nicht, The Birthday Massacre bleiben konsequent ihrem sehr eigenen Stil treu und verfeinern ihn mit jeder Veröffentlichung weiter. Achtet der Hörer auf die Texte (oder liest sie nach) könnte er durchaus den Eindruck bekommen, dass Sängerin Chibi in ihren bisherigen Beziehungen nicht sonderlich glücklich war: Praktisch jedes Stück dreht sich um Trennungen, Enttäuschungen und unerfüllten Sehnsüchten. Dies mag zwar etwas einseitig erscheinen, passt aber wunderbar zur Musik und vor allem zum Gesang. Das eine oder andere Stück schrammt dabei hart an der Grenze zum Kitsch vorbei, glücklicherweise schafft es die Band jedoch immer wieder mit einem Gitarrenriff oder einem Tempowechsel größere Peinlichkeiten zu vermeiden.
Das Digi-Pack enthält neben den Texten der Stücke auch eine Auflistung der Unterstützer der Crowdfunding-Kampagne und die obligatorischen Produktionshinweise. Die Artworks sind in dem für die Band typischen Violett gehalten, auch die altbekannte Hasenthematik wird für die Coverillustration wieder aufgegriffen.

Etwas wirklich Überraschendes bieten The Birthday Massacre auf ihrem neuen Album nicht, dafür spielen sie jedoch souverän ihre bekannten Stärken aus.

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