Nobody Knows – We Folk You

15.04.2011 von Marcus Pohlmann

Nobody Knows - We Folk You

Musiker:

Label:

Genre: ,

Laufzeit: 52 Minuten

Tracklist:
01 – Intro
02 – Star Of The County Down
03 – Katjuscha
04 – Jean, Jaques und Nicola
05 – Französisches Gedicht
06 – Francois
07 – Foggy Garden
08 – McPherson
09 – Bella Ciao
10 – Zeh
11 – Creel
12 – Galway Piper
13 - Dein Rotes Haar
14 - Outro (Brahms)
15 - Studioimpressionen

Erscheinungsdatum: 01.01.2011

Sprache: Deutsch

Mittlerweile ist es für den Hörer schwierig bei den verschiedenen Spielarten der Folk-Musik den Überblick zu behalten. Hier hat er die Wahl zwischen Irish-, Speed-, Pagan-, Celtic-, Metal- und diversen anderen Folk-Bands. Auch der Titel des neuen Albums der Stendaler Band Nobody Knows lässt darauf schließen, dass den Hörer traditionelle Klänge erwarten. Um welche Art von Musik es sich bei We Folk You handelt soll in dieser Rezension geklärt werden.

Das Intro ist eigentlich nicht weiter der Rede wert, wird hier doch kurz am Sendersuchknopf gespielt bis nach einer knappen Minute der richtige Sound gefunden ist. Damit startet auch der eigentliche Opener „Star Of The County Down“. Der Track präsentiert sich als reinrassiges Irish-Folk-Stück mit eingängiger Melodie, einem Refrain der zum mitsummen einlädt und bietet alles, was sich der Hörer von einer Folk-Band wünscht. Dem aufmerksamen Hörer fallen hier auch gleich zwei Besonderheiten auf, die sich fast durchgängig durch das gesamte Album ziehen. Zum einen der sehr charakteristische Akzent des Sängers und der vielstimmige Gesang in weiten Teilen des Stückes. Das folgenden „Katjuscha“ erinnert in den ersten Tönen eher an Ska denn an Folk. Damit gelingt es der Band ganz hervorragend diesem alten russischen Stück neues Leben einzuhauchen und daraus einen Kracher zu machen, der sicherlich auf Konzerten gut ankommt. Die Moritat der drei Schurken „Jean, Jaques und Nicola“ erinnert zumindest vom Gesang an die Band Schandmaul und kann ansonsten mit sehr dominantem Schlagzeug und schluchzender Geige überzeugen. Langsam fängt das auf Französisch vorgetragene „Francois“ an, nimmt aber immer mehr an Fahrt auf und reißt dabei den Hörer zwangsläufig mit. Als Ergänzung dazu gibt es auf der bandeigenen Homepage sogar ein Video zum Stück, das durchaus sehenswert ist. „Foggy Gardens“ kehrt dann wieder zum Folk irischer Prägung zurück, wären da nicht die Flamenco-Gitarren im Mittelteil. Wirklich traditionell wird es dann doch wieder mit „McPherson“ in der deutschen Übersetzung. Mit „Zeh“ findet sich auch ein reines Instrumental-Stück (von gelegentlichen Hoppa-Rufen abgesehen) auf dem Album, das in weiten Teilen die Geige in den Vordergrund stellt, dezent unterstützt von Schlagwerk und Bass. Ungewöhnlich ruhig und ernst, mit viel Klavier und mehrstimmigem Gesang, präsentiert sich das langsamste Stück des Albums „Galway Piper“. Vom ersten bis zum letzten Ton verbreitet der Song eine beeindruckende Atmosphäre und ist für mich der heimliche Höhepunkt des Albums. Hinter dem „Outro“ schließlich verbirgt sich ein Stück von Brahms für Klavier und Violine, dem im Studio noch eine gehörige Patina verpasst wurde, so dass es sich eher nach Schellack-Platte als nach CD anhört. Den Abschluss bilden die „Studioimpressionen“ die dem Hörer einen Eindruck davon vermitteln, wie ernsthaft die Band im Studio arbeitet.

Das Album ist ein erstes, zweites und auch drittes Mal durchgelaufen und ich mache es mir immer noch schwer die Musik in eine Schublade zu stecken. Zu vielfältig und abwechslungsreich präsentieren Nobody Knows die Stücke auf ihrem Album und bieten eine vielfältige und durchweg gelungene Mischung aus traditionellen und altbekannten Stücken aus aller Herren Länder. Allerdings gelingt es den fünf Musikern durch ihre teils gewagten Neuinterpretationen und Stilmischungen allen Liedern eine eigene Note zu geben und diese, teilweise schon arg angestaubten, Titel ordentlich durchzulüften. Die Kommentare und Aufforderungen innerhalb der Lieder irritieren zwar anfangs ein wenig, aber schnell werden sie als Teil des Stückes akzeptiert. Auch ist der Akzent des Sängers, grade bei den französischen oder englischen Stücken, manchmal etwas gewöhnungsbedürftig, trägt aber zum Eindruck bei, das hier Musiker am Werk sind die Spaß an der Sache haben und nicht nur spielen, weil sie es gerade müssen. Und es gelingt, diesen Spaß auch zum Hörer weiter zu transportieren.
Eine nette Idee sind die kurzen Kommentare die sich zu jedem Stück im Booklet finden und die ein wenig hinter die Kulissen der Band schauen lassen. Auch der CD eine Oberflächenbeschaffenheit wie bei einer Langspielplatte zu geben ist ein nettes Gimmick und trägt zum hervorragenden Gesamteindruck bei.

Wer auf der Suche nach einer frischen, unverbrauchten Folk-Band ist, der man den Spaß an der Musik sofort anhört ist bei Nobody Knows an der richtigen Adresse.

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