Ghosttown Company – FolkRock

03.09.2017 von Marcus Pohlmann

Ghosttown Company - FolkRock

Musiker:

Label:

Genre: ,

Laufzeit: 48 Minuten

Tracklist:
01 - Shooting Star
02 - Far Away
03 - Whiskey In The Jar
04 - Plastic World
05 - Clowns In A Game
06 - Greenlands
07 - Going Down
08 - Black Velvet Band
09 - Hell You Know
10 - Island Of The Green
11 - Spanish Lady
12 - A Lost One's Ballad

Sprache: Englisch

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Was ist mir nicht schon alles in den CD-Player gekommen? Folk-Punk, Speed-Folk, Folk-Metal, Pagan-Folk oder auch Neo-Folk – nun also auch noch FolkRock! Und damit sich der Rezensent mit der Einordnung nicht so schwer tut, haben die sechs Musiker der Ghosttown Company ihr Debüt-Album auch gleich entsprechend benannt. Veröffentlicht wird die Scheibe von Prosodia, die ein Händchen für Bands aus dem diesem Genre haben.

Mit einem nervigen Wecker wird „Shooting Star“ eingeleitet. Dieser weicht jedoch glücklicherweise schnell E-Gitarre, Bass und Schlagzeug, dezent im Hintergrund halten sich dagegen meist Flöte, Banjo und akustische Gitarre. Musikalisch rockt die Band hier zwar recht ordentlich, aber Gesang, Rhythmus und Melodie lassen sich eindeutig dem Folk-Genre zuordnen. Zusammen ergibt das eine sehr interessante und vielversprechende Mischung die auch nach mehrmaligem Hören ziemlich gut funktioniert. Sehr passend ist auch der Text, der dazu aufruft seine Sorgen und Probleme hinter sich zu lassen und einfach nach vorne zu gehen. Für mich das (beinahe) beste Stück des Albums. Anscheinend kommt tatsächlich keine Band aus dem Folk-Genre ohne „Whiskey In The Jar“ aus. Und so liefern auch Ghosttown Company pflichtgetreu ihre Version davon ab. Die sechs Musiker interpretieren das Stück als fröhliches Trinklied, einschließlich klirrender Gläser und Gegröhle im Hintergrund. Eine sehr interessante (und für mich ungewohnte) Herangehensweise, die aber sehr gut funktioniert. Die Flöte ist das wohl dominanteste Instrumente, liefert die allseits bekannte Melodie und hält so das Stück zusammen. Eine sehr atmosphärische, schwungvolle Nummer – von den unzähligen Versionen, die ich bisher gehört habe sicherlich eine der besseren. Eher nachdenkliche Töne schlägt die Band mit „Clowns In A Game“ an. Textlich orientiert sich das Stück eher am traditionellen Protestsong, nach einer ruhigen Einleitung zieht die Band Härtegrad und Tempo im späteren Verlauf ein wenig an. Gitarre und Flöte haben sogar Soloeinsätze, die Melodie ist dabei eingängig und bleibt trotz des eher nachdenklichen Textes immer noch voller Schwung. Ignoriert der Hörer die Riffs der E-Gitarre, so bekommt er mit „Going Down“ eine reinrassige Folk-Nummer, bei der sich vor allem der Refrain im Ohr festsetzt. Nur das Saxophon-Solo im Mittelteil hat mich dann doch ein wenig irritiert – mit so etwas hätte ich jetzt nicht wirklich gerechnet. Davon abgesehen liefert die Band mit dem Stück eigentlich genau das ab, was der Hörer von einer Band aus dem Genre erwartet. Flöte und Banjo stehen bei „Hell You Know“ eindeutig im Vordergrund – eine weitere Nummer mit verstärktem Fokus auf dem Folk-Aspekt und einem eingängigen Singalong-Refrain. Hier verzichtet die Band weitgehend auf modernen Schnick-Schnack, schafft es dabei jedoch nicht antiquiert oder gar langweilig zu klingen. Die Melodie ist einfach gehalten, das Tempo moderat – eine schöne Nummer die zum mitwippen, trinken und feiern einlädt. Ganz ohne ein Lied über Irland kommen anscheinend dann auch Ghosttown Company nicht aus. Und so findet sich mit „Island Of The Green“ die musikalische Aufarbeitung einer Rundreise auf dem Album. Die akustische Gitarre ist hier das tonangebende Instrument, wird allerdings kurz von der Flöte abgelöst; das Schlagzeug sorgt für den nötigen Schwung. Dazu stehen im Kontrast mehrere ruhige Parts, die nur spärlich instrumentiert sind. Ruhig und melancholisch beendet die Band das Album mit „A Lost One’s Ballad“. Wieder sind es Flöte und Gitarre, die das Stück tragen und die Stimmung vorgeben. Eher subtil, aber mindestens ebenso wichtig für die Wirkung des Tracks ist jedoch das Schlagzeug. Auch der Refrain sorgt für eine Gänsehaut – mein ganz persönliches Highlight!

Tatsächlich liefern Ghosttown Company exakt das ab, was sie dem Hörer versprechen: die Musik hat einen starken traditionellen (im positiven Sinne) Charakter, rockt aber gleichzeitig und wirkt dabei frisch und gar nicht angestaubt. Auch die vier Cover traditioneller Stücke sind sehr eigenständig und werden von der Band in ihrem eignen Stil neu interpretiert. Die zur Verfügung stehenden Instrumente kommen, vielleicht vom Akkordeon abgesehen, eigentlich sehr gut zur Geltung und werden effektiv und stimmig eingesetzt. Einzig das Saxophon irritiert mich etwas und passt für mich eigentlich so gar nicht zur restlichen Musik. Von dieser Kleinigkeit abgesehen liefern die sechs Musiker auf ihrem Debüt frischen, unverbrauchten Folk ab, der sowohl ins Ohr, in die Beine und ins Herz geht.
Die Cover-Illustration greift ganz tief in die irische Klischeekiste und gaukelt dem Hörer eher traditionelles Liedgut vor. Der Rest des kleinen Booklets ist Bandfotos und des Texten der Lieder vorbehalten, die durchaus lesenswert sind. Christian Fett, Sänger und Haupttexter der Band, ergeht sich hier nicht in gefühlsduseligen Balladen über die Grüne Insel. Stattdessen liefert er Geschichten direkt aus dem Leben, mit denen sich der Hörer (zumindest ist es mir so gegangen) sehr gut identifizieren kann.

Der Titel FolkRock sagt wirklich alles aus, was der Hörer über das Debüt-Album der Band aus Trier wissen muss.

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