Erdenstern – The Urban Files

05.03.2017 von Marcus Pohlmann

Erdenstern - The Urban Files

Musiker:

Label:

Genre:

Laufzeit: 80 Minuten

Tracklist:
01 – Introduction
02 – Beyond The Windy City
03 – Supernatural Crime Scene
04 – Investigation In Twilight
05 – The Pub
06 – Preparation
07 – Fool Moon
08 – An Old Friend
09 – Let's Go Get'em
10 – Demigods And Archangels
11 – Femme Fatale
12 – Underground
13 – The Council
14 – Hunting The Beast
15 – The Twilight Club
16 – Temptation
17 – Afraid Of The Dark
18 – On These Streets
19 – Chicago Downtown Creatures
20 – Manifestation
21 – A Final Straw
22 – The Urban Files

Erscheinungsdatum: 13.10.2016

Sprache: Deutsch

Während die deutsche Ausgabe zum Urban-Fantasy-Rollenspiel Dresden Files immer noch auf sich warten lässt, ist zwischenzeitlich der dazugehörige Soundtrack erschienen. Bisher haben sich Erdenstern, von wenigen Ausnahmen abgesehen, auf die musikalische Untermalung fantastischer Settings konzentriert, wagen nun aber mit The Urban Files einen Ausflug in den modernen Großstadt-Dschungel.

Schon der zweite Track „Beyond The Windy City“ präsentiert sich als Mischung von US-amerikanischem Fernseh-Krimi-Soundtrack, jazziger Lounge-Musik und einigen etwas dunkleren Untertönen. Damit wird sehr passend die Grundstimmung des Rollenspiels eingefangen und liefert den Spielern einen akkustischen Orientierungspunkt. Das folgende „Supernatural Crime Scene“ konzentriert sich mit rituellen Chorälen, Ritualformeln und seiner düsteren Instrumentierung mehr auf den übernatürlichen Aspekt des Settings. Dies wird noch durch den dezenten Donner und Regen im Hintergrund unterstrichen und sorgt beim Hörer für ein beklemmendes Gefühl. „The Pub“ versetzt die Spieler mit Klavier und Geige in eine irische Spelunke, liefert aber keine feucht-fröhlichen Trinklieder sondern eher melancholische Klänge. Einige unterschwellige dissonante, untypische Töne halten dabei den Bezug zum Phantastischen aufrecht. Treibend, ungewöhnlich schnell und geradeaus geht es mit „Let’s Go Get’em“. Bei dem Stück dominiert das Schlagwerk, das unbeirrbar vorwärts drängt und nur gelegentlich von schrillen Bläsern und einigen Spielereien unterbrochen wird. Mit seinem leicht psychedelischen Einschlag würde der Track dabei gut in die späten 1960er passen. Saxophon und Klavier geben bei der reinrassigen Bar-Jazz-Nummer „Femme Fatale“ den Ton an. Sehr ruhig und entspannt plätschert das Stück vor sich hin, bis sich gegen Ende hin ein eher bedrohlicher Unterton einschleicht. Dagegen lässt „Underground“ praktisch keine durchgängige Melodie erkennen. Lediglich einzelne Klaviertöne sind in den stark hallenden, elektronischen Soundfetzen zu hören, ansonsten überwiegen Dissonanzen und kaum zu bestimmende Klänge. Ein verstörendes, bedrückendes Stück Musik, dass dem Hörer bewusst macht, dass in diesem Setting nicht alles so ist, wie es scheint. Mit „Hunting The Beast“ befindet sich ein weiterer Track für Verfolgungsjagden auf der CD. Auch hier ist es wieder das Schlagzeug, dass die Marschrichtung vorgibt, und von härteren, direkten Klängen und dezent eingesetzten Chorälen unterstützt wird. Völlig aus dem Rahmen fällt schließlich „Chicago Downtown Creatures“, eine schnelle, schon beinahe tanzbare Swing-Nummer. Vor allem die Bläser setzen hier immer wieder Akzente und verleihen dem Stück eine Lockerheit, die sonst auf dem Album nicht zu finden ist. Dagegen liefert „Manifestation“ den direkten Kontrast: finster und sehr elektronisch. Ein einheitliches Klangbild ist zwar auch hier vorhanden, wird aber immer wieder unterbrochen oder durch kaum zu hörende Hintergrundgeräusche erweitert. Den Abschluss des Albums bildet der Titeltrack, der nochmals beinahe alle Elemente der vorangegangenen Stücke in sich vereint. Die Kombination macht den Track zur passenden Untermalung für die finale Konfrontation mit dem fiesen Endgegner im Rollenspiel und liefert damit auch einen würdigen Schlusspunkt nach fast 80 Minuten stimmiger Musik.
Auch die anderen, nicht explizit erwähnten, Stücke liefern eine thematisch vielseitige Mischung aus verschiedensten musikalischen Elementen. Jazz ist hierbei sicherlich sehr dominant, aber auch Anleihen aus Spaghetti-Western-Soundtrack, Industrial und klassischer Musik sind zu hören. Dazu kommt der sparsame, aber effektive, Einsatz von Chören, gemurmelten Beschwörungsformeln und passenden Soundeffekten.

Bei vielen Stücken hatte ich den Eindruck diese schon in ähnlicher Form gehört zu haben, sei es als Soundtrack zu amerikanischen Fernsehkrimis, in der Cocktail-Bar meines Vertrauens, beim örtlichen Kultistentreffen oder bei Auftritten der Doom-Jazz-Kapelle Bohren & der Club of Gore. Dies weckt natürlich entsprechende Assoziationen beim Hörer, die sich dann auf die jeweilige Situation im Rollenspiel wunderbar übertragen lassen. Damit hat Andreas Petersen, zumindest aus meiner Sicht, seinen Job hervorragend gemacht und liefert eine richtig gute musikalische Untermalung für die Horror-Rollenspielrunde ab. Für Fantasy- oder SciFi-Settings eignet sich The Urban Files zwar weniger, aber Freunde von Cthulhu, Deadlands Noir und natürlich den Dresden Files dürften an dieser CD von Erdenstern ihre Freude haben.
In dem kleinen Booklet finden sich zu jedem der 22 Tracks einige Adjektive, die es dem Spielleiter erleichtern, schnell das richtige Stück zur passenden Situation zu wählen. Ansonsten ist das Büchlein zwar stimmig aufgemacht, enthält aber leider sehr wenig Informationen über das Setting und die Macher hinter der CD – für mich der einzige, winzige Wermutstropfen bei diesem wirklich guten Soundtrack.

Mit The Urban Files bekommt der Rollenspieler einen durchweg stimmigen Soundtrack, der extrem vielseitig einsetzbar ist.

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