Andrea Schroeder – Void

06.08.2017 von Marcus Pohlmann

Andrea Schroeder - Void

Musiker:

Label:

Genre:

Laufzeit: 48 Minuten

Tracklist:
01 – Void
02 – Black Sky
03 – Burden
04 – My Skin Is Like Fire
05 – Kingdom
06 – Little Girl
07 – Creatures
08 – Was Poe Afraid
09 – Drive Me Home
10 – Don't Wake Me
11 – Endless Sea

Erscheinungsdatum: 16.08.2016

Sprache: Englisch

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Eher zufällig stolperte ich im letzten Jahr über die Musik der Berlinerin Andrea Schroeder, als sie in einem meiner bevorzugten Clubs, dem Das Bett in Frankfurt, ein Konzert gab. Den eigentlichen Auftritt verpasste ich dann leider, aber neugierig geworden besorgte ich mir zumindest den neuesten Tonträger der Dame. Void, so der Titel, wurde ebenso wie die beiden Vorgänger als Digi-Pack vom kleinen Indie-Label Glitterhouse Records veröffentlicht.

„Void“, Opener und Titeltrack gleichermaßen, beginnt mit einem gleichmäßigen, ruhigen Schlagzeug, das Tempo und Rhythmus das ganze Stück über beibehält. Erst nach gut einer halben Minute setzen die anderen Instrumente nach und nach ein. Orgel, Bass, akustische und elektrische Gitarre drapieren sich um die Drums herum, ohne aber deren Dominanz zu erreichen. Über allem liegt jedoch die ungewöhnliche, ausdrucksstarke Stimme von Frau Schroeder, die in einer Art Sprechgesang über die Nichtigkeit allen Seins philosophiert. Thematisch sehr ähnlich geht es mit „Burden“ weiter – auch hier sprudeln die Lyrics nicht unbedingt vor Optimismus über. Merkwürdige Dissonanzen und Klanggebilde leiten das Lied ein, mit dem zusätzlichen Einsatz von Violine und Klavier kommt, zumindest kurzfristig, so etwas wie eine Melodie hinzu. Ein beklemmendes Stück Musik, dass zusammen mit dem abschließenden Choral, durchaus als Trauermarsch durchgehen könnte. Schlagzeug und Gitarre geben bei „Kingdom“ den Ton an, Melodie und Rhythmus sind dabei nicht sonderlich komplex, kommen aber sehr druckvoll aus den Boxen. Doch auch hier ist es wieder der Gesang, der das Ganze so besonders macht. Ich kann nicht sagen warum, aber das Stück ist, schon seit dem ersten Durchlauf, mein eindeutiger Favorit und Highlight des Albums. War es bisher häufig nur im Hintergrund zu hören, so nimmt das Klavier bei „Was Poe Afraid“ eine herausragende Stelle ein. Hier erzeugen die Musiker um Frau Schroeder eine entspannte, gelöste und (nur ein ganz klein wenig) melancholische Atmosphäre. Der Einsatz der anderen Instrumente findet nur statt, um kleinere Akzente zu setzen; grade die Violine sticht hier etwas heraus. Für mich eines der zugänglichsten Stücke des Albums ohne dabei großartig an Intensität einzubüßen. Trotz des Titels nimmt „Drive Me Home“ praktisch jegliches Tempo aus dem ohnehin schon ruhigen Album. Erst gut nach der Hälfte des Stückes gewinnt es ein klein wenig an Dynamik und Druck, was sich gegen Ende hin nochmals steigert. Bei den Instrumenten fällt vor allem das Harmonium auf, das sich zwar eigentlich im Hintergrund hält, aber dennoch unüberhörbar ist. Der Text besteht nur aus einer Handvoll Zeilen, die sich abwechseln. Allerdings wirkt das Lied dadurch nicht langweilig sonder steigert noch seine Intensität. Wirklich fröhlich präsentiert sich auch das letzte Stück „Endless Sea“ nicht. Sowohl Instrumentierung als auch der Gesang strahlen jedoch einen gewissen Optimismus aus und lassen den Hörer glauben, dass am Ende doch alles gut werden könnte. Ein großartiger Schlusspunkt für eines der intensivsten und ungewöhnlichsten Alben, die ich in letzter Zeit gehört habe.

Mir ist schon lange nicht mehr ein solch ausdrucksstarke, intensive Stimme wie die von Andrea Schroeder zu Ohren gekommen. Ihre Art zu singen ist zwar etwas gewöhnungsbedürftig aber funktioniert auf dem Album sehr gut. Die Instrumentierung steht zwar nur selten gleichberechtigt neben dem Gesang, ist aber auch deutlich mehr als bloße Hintergrunduntermalung. Grade der pointierte, wohl dosierte Einsatz von Violine oder Harmonium setzt für mich dabei Akzente, während das Schlagzeug die meisten Stücke zusammenhält. Die Texte von Frau Schroeder sprudeln nicht unbedingt vor Lebensfreude und Frohsinn über, dennoch schafft sie die schmale Gradwanderung zwischen gepflegter Melancholie und tiefer Depression mit Bravour. Glücklicherweise wirken dabei weder die Texte selbst, noch ihre Interpretation aufgesetzt oder bemüht und gelegentlich ist sogar Raum für (gedämpften) Optimismus.
Auch in technischer Hinsicht gibt es an Void rein gar nichts auszusetzen. Die Gewichtung und der Einsatz der verschiedenen Instrumente funktioniert hervorragend und auch die Musiker im Hintergrund kommen ausreichend zur Geltung. Dem Digi-Pack liegt ein kleines Booklet mit den Texten der Stücke bei, zusätzlich werden die jeweils beteiligten Musiker mit ihren Instrumenten aufgelistet.

Melancholische, nachdenkliche und zumeist recht finstere Musik – zusammengehalten von der großartigen Stimme von Andrea Schroeder.

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