Transmetropolitan – Lonely City

17.04.2016 von Marcus Pohlmann

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ISBN: 978-3862019519

Format: Hardcover

Seiten: 288

Preis: 29,99

Erscheinungsdatum: 07.04.2014

Sprache: Deutsch

Die epische Graphic Novel Transmetropolitan über den investigativen Journalisten Spider Jerusalem, der in einer dystopischen Zukunft die Wahrheit unter die größtenteils ignorante Bevölkerung bringen will, bekommt mit Lonely City ihren dritten Teil. Vertigo/Panini Comics veröffentlichen den Hardcover-Band mit seinen annähernd 300 Seiten wieder mit sämtlichen Covern der Heftserie und Kurzbiographien von Autor Warren Ellis und Zeichner Darick Robertson.

Wer nicht weiß, um was es in diesem Comic geht, dem seien die Rezensionen der ersten beiden Teile empfohlen, die ebenfalls hier auf dieser Seite zu finden sind.
Die Präsidentschaftswahl ist gelaufen, der Smiler hat gewonnen und es sich zur erklärten Aufgabe gemacht Spider Jerusalem, und seinen beiden Assistentinnen, das Leben so schwer wie möglich zu machen. Doch bevor es mit diesem Handlungsstrang weiter geht, greift Autor Warren Ellis wieder auf bewährte Stilmittel zurück um dem Leser mehr Informationen über seine Hauptpersonen zu liefern und bei einem Streifzug durch die Stadt die richtige Stimmung aufzubauen.
Erst nach dieser kleinen Exkursion nimmt die eigentliche Geschichte wieder etwas Fahrt auf, als sich Spider daran macht über Senator Sweeney zu recherchieren, der in einen Pornoskandal verwickelt ist und zu den engsten Unterstützern von Präsident Callahan gehört. In der zweiten Story geht es darum die Hintergründe eines Mordes aufzuklären, bei dem die Polizei merkwürdig passiv ist und die Schuldigen schnell wieder auf freien Fuß setzt. Dies führt zu kleineren Protesten, die von der Polizei blutig niedergeschlagen werden; diesem Gemetzel kann Spider nur mit Hilfe der Polizistin Newton entgehen. Als er jedoch seine Kolumne über die Ereignisse schreiben will wird diese von der Regierung zensiert, eine Nachrichtensperre verhängt und seine Herausgeber werden unter Druck gesetzt. Zudem leidet die Glaubwürdigkeit des Journalisten, da die Zeitung seine Namesrechte für diverse Merchandising-Produkte, darunter einen Hardcore-Porno, Plüschfiguren und eine Anime-Serie verkauft hat.
Von der Bevölkerung nicht mehr ernst genommen, von seinem Arbeitgeber unter Druck gesetzt und von verschiedenen Behörden verfolgt macht sich Spider schließlich daran eine Story über die Ermordung der Wahlkampfmanagerin Vita Severn, die Rolle des Präsidentenberaters Alan Schact und die Komplotte des Smilers zu schreiben. Dazu führt er eine Reihe von Interviews die schließlich darin münden, dass Spider entlassen wird, aus seiner Wohnung flüchten muss und seine Texte über die unkontrollierbare Hacker-Site „The Hole“ veröffentlicht. Am Ende sehen wir die drei Protagonisten in eine ungewisse Zukunft fliehen, während sich gedungene Mörder daran machen, die Interviewpartner die den Präsidenten belastet haben aus dem Weg zu räumen

Wie schon bei den beiden vorangegangenen Bänden sind die Parallelen zur heutigen Situation schon fast erschreckend. Nachrichten werden von der politischen Führung oder in vorauseilendem Gehorsam von den Medien selbst manipuliert und im Sinne der Regierung geschönt; kritische Journalisten werden mundtot gemacht oder gleich ganz aus dem Verkehr gezogen und den Regierenden geht es in erster Linie um den Machterhalt und der Befriedigung ihrer Bedürfnisse, wobei der Willen der Bevölkerung weitgehend ignoriert wird. Dabei schafft Warren Ellis das Kunststück Transmetropolitan gleichzeitig witzig, böse, spannend und intelligent zu erzählen. Selbst die ganzseitigen Panels zu Beginn wirken nicht wie Füllmaterial sondern dienen ungemein dem Stimmungsaufbau und versetzen den Leser tiefer in diese, nicht ganz so ferne, Welt. Nach wie vor spielen Gewalt, Drogen, Sex und Obszönitäten eine wichtige Rolle in der Geschichte und sei es nur um darzustellen, wie kaputt und degeneriert diese schöne, neue Welt ist, in der sich Protagonisten bewegen. Dabei sind es vor allem die Drogentrips von Spider Jerusalem, die viel über den Charakter aussagen und ihm erstaunlichen Tiefgang geben.
Die Zeichnungen sind zugleich nüchtern und überspitzt, mit viel Liebe zum Detail umgesetzt. Sehr häufig arbeitet Darick Robertson mit der Mimik der Figuren und es gelingt ihm die Geschichte damit selbst voran zu bringen. Die Hintergründe selbst sind mit Anspielungen und wiederkehrenden Themen vollgestopft, seien es Passanten in einer Straßenszene oder Produkte die in einem Supermarktregal stehen. Hier lohnt es sich für den Leser, sich die Zeit zu nehmen und nicht nur der Geschichte zu folgen, sondern das ganze Panel in Ruhe zu betrachten.

Für mich zählt Transmetropolitan zu den besten Graphic Novels überhaupt und bietet eigentlich alles, was gute Unterhaltung in diesem Medium ausmacht.

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