Transmetropolitan – Der neue Abschaum

11.12.2013 von Marcus Pohlmann

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ISBN: 978-3862016730

Format: Hardcover

Seiten: 296

Preis: 29,99

Erscheinungsdatum: 01.10.2013

Sprache: Deutsch

Nachdem sich Panini Comics der lange überfälligen Neuauflage des hoch gelobten SciFi-Comics Transmetropolitan angenommen haben, geht die Geschichte um den rasenden Reporter Spider Jerusalem mit Der neue Abschaum nun in die zweite Runde. Wie auch schon der Vorgänger kommt der fast 300 Seiten starke Band als Hardcoverausgabe über das Vertigo-Label des Verlags in den Handel und fasst dabei die Heftbände 13 bis 24 der ursprünglichen Veröffentlichung zusammen.

Konzentrierte sich der Autor im ersten Teil der Geschichte, Schöne neue Welt, sowohl auf Hauptpersonen als auch die Stadt in der sie sich bewegen, beschäftigt sich der vorliegende Band fast ausschließlich mit dem anstehenden Präsidentschaftswahlkampf zwischen dem amtierenden Präsidenten, dem „Monster“, und seinem Herausforderer, Senator Callahan, dem „Smiler“. Widerwillig muss sich der Held der Geschichte, der Journalist Spider Jerusalem, auf Druck seines Chefredakteurs mit diesem politischen Themenkomplex beschäftigen und Stories über die anstehende Wahl schreiben. Dabei steht ihm seine neue Assistentin Yelena zur Seite, nachdem ihre Vorgängerin als Nonne ins Kloster gegangen ist. Um nach seinem langen Exil auf dem Berg wieder in die Materie hinein zu finden aktiviert Spider einige alte Kontakte, beispielsweise die ehemalige politische Beraterin Kristin, die ihr Geld mittlerweile mit Drogenhandel verdient. Ein erstes Interview mit dem Senator folgt, in dessen Verlauf der Reporter sowohl dessen Berater Schact als auch die Wahlkampfmanagerin Vita Severn kennenlernt und sich mit ihr auf einen Flirt einlässt. Durch eine heimlich platziert Wanze erfährt Spider später, das der „Smiler“ die Wähler als, den titelgebenden, neuen Abschaum bezeichnet und sie nur als nützliches Stimmvieh ansieht. Diese Enthüllung lässt die Umfragewerte des Senator ebenso fallen wie die Enttarnung des designierten Vizepräsidenten als Klon mit künstlichem Gedächtnis und ohne Vergangenheit. Das die Aufzucht des Klons dabei von einem weiteren Präsidentschaftsbewerber, dem Faschisten Bob Heller, finanziert wurde kostet Senator Callahan zusätzliche Sympathien in der Bevölkerung. Als jedoch die Wahlkampfmanagerin des „Smilers“ vor laufender Kamera getötet wird, kehrt sich der Trend um und er bekommt einen ungeahnten Popularitätsschub, was den Wahlausgang wieder offen macht. Im weiteren Verlauf des Wahlkampfs hat Spider endlich Gelegenheit Interviews sowohl mit dem Präsidenten als auch mit seinem Herausforderer zu führen, die beide die Motivation dieser Figuren für die Leser wesentlich deutlicher und verständlicher machen. Das eigentliche Finale des Bandes ist schließlich die Wahlparty in Spiders Appartement mit allerlei skurrilen Gestalten, Drogen, Alkohol und großkalibrigen Waffen. Danach schließen sich noch zwei kurze weihnachtliche Geschichten an, die jedoch mit der Hauptstory nichts weiter zu tun haben.

Nachdem Warren Ellis sehr detailliert auf den Hintergrund der Figuren eingegangen ist und auch viel Mühe darauf verwendet hat, dem Leser mit zahlreichen kleinen Geschichten das futuristische Setting der Stadt nahe zu bringen dreht sich im vorliegenden Band eigentlich alles um den Präsidentschaftswahlkampf. Lediglich einige kurze Handlungsstränge brechen den Fluss der Hauptstory immer wieder auf und sorgen tatsächlich auch für einige versöhnliche, friedliche und auch lustige Momente, bevor es wieder zum ernsten Hauptthema zurück geht.
Wie schon im ersten Band lebt Der neue Abschaum zum großen Teil von den Charakteren. Selbst wenn der Autor manchmal sehr tief in die Klischee-Kiste greift, sind alle Personen für den Leser nachvollziehbar und plausibel entworfen. Neben einigen alten Bekannten, beispielsweise dem Alien-Aktivisten Fred Christ oder Channon Yarrow, Spiders ehemaliger Assistentin und jetzigen Leibwächterin, kommen zahlreiche neue Figuren, wie Senator Bob Heller oder die desillusionierte Kristin, hinzu. Zudem ist es einfach unglaublich spannend, aber zugleich auch frustrierend, die Entwicklung der Story aus der Sicht von Spider Jerusalem zu sehen. Er sieht zwar die sich anbahnende Katastrophe, ist aber, trotz seines Einflusses auf die Medien, machtlos etwas gegen die Entwicklung und die korrupten Politiker zu tun. Durch ihre lustigen, zynischen und manchmal regelrecht bösen Momente wird die Geschichte aufgelockert und ist, trotz des eigentlich ernsten Themas, eine angenehme Lektüre.
Insgesamt hat der Band viele großartige Momente, dabei ist für mich jedoch der Höhepunkt das Interview, welches Spider mit dem amtierenden Präsidenten führt. Bleibt das „Monster“ im ersten Teil ein diffuser Bösewicht, so bekommt der Leser hier Einblicke in die Motive eines Politikers, dessen Denkweise und Handlungen mich tatsächlich an einige Personen der ehemaligen und aktuellen Bundespolitik erinnern.
Darick Robertson ist, wie schon im Vorgänger, für die Zeichnungen verantwortlich und liefert einen gewohnt soliden Job ab. Die Bilder sind nicht übermäßig detailliert und meist überwiegen bunte, knallige Farben, doch wirken die starken, dunklen Kontraste dafür bei einigen Panels dann um so heftiger. Im ganzen Band verteilt sind dazu noch die Cover der Einzelhefte, auch bekommt der Leser einige rudimentäre Informationen über den Autor und den Zeichner.

Böse und zynisch verfolgt Autor Warren Ellis den Wahlkampf der beiden Präsidentschaftskandidaten und spart dabei nicht mit Kritik am politischen System.

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