Rover Red Charlie

07.06.2016 von Marcus Pohlmann

Rover Red Charlie

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ISBN: 978-3957987242

Format: Softcover

Seiten: 160

Preis: 19,99

Erscheinungsdatum: 27.05.2016

Sprache: Deutsch

Der britische Comicautor Garth Ennis hat schon mehrfach bewiesen, dass er ein Spezialist für apokalyptische Szenarien ist. Auch in seiner neuesten Veröffentlichung bei Panini Comics hat eine schreckliche Katastrophe die Menschheit weitgehend ausgelöscht. Die Story von Rover Red Charlie folgt dann auch drei Hunden, die sich in einer völlig veränderten Welt ohne Fütterer neu orientieren müssen.

Wir treffen Charlie, einen Collie und Blindenhund und der eigentliche Hauptcharakter des 160seitigen Softcovers, das erste Mal in der New Yorker U-Bahn, wo sich sein Herrchen grade mit Benzin übergossen und angezündet hat. Auch die anderen Menschen sind von einem (selbst-)zerstörerischen Impuls gesteuert und rund herum herrscht Chaos, Tod und Zerstörung. Mit Mühe gelingt es Charlie zusammen seinen beiden Freunden, dem ungestümen Golden Retriever Red und dem Basset Rover, die Leine durchzubeißen bevor das Feuer auf ihn übergreift und in die Stadt zu entkommen. Auf ihrem Weg durch das in Flammen stehende New York bekommen sie Hilfe von einem der wenigen normalen Menschen und treffen eine Katze, die ihnen einen Fluchtweg erklärt, der sich allerdings als Hinterhalt erweist.
Schließlich gelingt es den Hunden die Stadt weit hinter sich gelassen und sie sind zum ersten Mal wirklich frei. Doch ergeben sich ganz andere Probleme: So stehen sie beispielsweise vor der Frage wo ohne Fütterer das Futter herkommen soll. Der pragmatische Red löst dieses Problem indem er auf einer verlassenen Farm auf Hühnerjagd geht und den anderen beiden zeigt, wie man so sein eigenes Futter fängt. Hier begegnen sie auch Bingo, der davon erzählt das es weit im Westen, am großen Platsch (dem Meer) einen Ort geben soll, an dem die Fütterer noch normal sind. Auch treffen sie auf den bösartigen Kampfhund Hermann, dem es gelungen ist einen Menschen abzurichten. Beim Versuch den Jungen zu befreien kommt es zum Kampf und sowohl Hermann als auch der Fütterer stürzen dabei in den Tod.
Auf ihrer weiteren Reise in den Westen treffen die drei auf andere Hunde: den Schäferhund Audie, der einer Armeeeinheit zugeteilt war und auch nach Monaten nicht davon ablässt die amerikanische Flagge zu bewachen, die der Konvoi mit sich geführt hat; Hobby, den letzten Überlebenden einer ganzen Hundemeute, der anscheinend radioaktiv verstrahlt wurde und die Schuld an den Zuständen den Fütterern gibt oder den leicht verrückten Dackel Albert, der sich mit den Verhältnissen arrangiert hat und der über eine Geisterstadt herrscht und schließlich ist da noch die Collie-Dame Sasha, bei der Red seine tierischen Instinkte nicht mehr unter Kontrolle hat.
Nach einer langen weiten Reise über Berge und durch Wüsten erreichen die Helden den Strand des Ozeans, wo sich schon zahlreiche andere Hunde vergnügen, Menschen gibt es auch hier keine mehr. Das Idyll ist allerdings nur von kurzer Dauer, da Hermann den Sturz überlebt hat und auf seinem Rachefeldzug Rover, Red und Charlie quer durch die USA gefolgt ist. In den Ruinen San Franciscos kommt es schließlich zur finalen Konfrontation zwischen den Widersachern.
Neben einem Vorwort von Alan Moore und kurzen biografischen Informationen zu Autor und Zeichner enthält der Band noch die gesammelten Cover-Illustrationen der US-amerikanischen Heft-Serie.

Die Ausgangslage der Graphic Novel ähnelt in den ersten Panels frappierend Ennis‘ eigener Torture-Porn-Dystopie Crossed. Doch mit zunehmender Dauer tritt dieser Aspekt immer weiter in den Hintergrund und die Story konzentriert sich auf die Freundschaft der drei Hunde. Ähnlich wie in einer Parabel laufen Charlie, Rover und Red durch Reste der menschlichen Zivilisation und sehen die Schäden, welche Fütterer an der Umwelt, aber auch an den Hunden selbst angerichtet haben. Die Tiere weisen in dieser Geschichte zwar häufig menschliche Wesenszüge auf, doch Garth Ennis versucht recht erfolgreich immer eine Grenze zwischen menschlichen und tierischen Verhaltensmustern zu ziehen. Besonders gut ist dies beim unbekümmerten Red zu beobachten, der einfach nur Hund sein will und bei Charlie, der sein ganzes Leben darauf trainiert wurde, Menschen zu helfen und dem nun seine Daseinsberechtigung entzogen wurde. Der Autor schafft es dabei apokalyptische Zukunftsvision, versöhnliche Töne, Humor, Gesellschaftskritik und sogar ein Happy End einzubauen und den Leser auch noch gut zu unterhalten.
Die Zeichnungen von Michael DiPascale sind weich, beinahe abgesoftet. Auch die verwendete Farbpalette besteht zumeist aus warmen, organischen Tönen. Damit setzt sich der Comic wohltuend von den harten Strichen und knalligen Farben ab, die häufig in diesem Medium zu finden sind. Die Zeichnungen sind erstaunlich detailliert und DiPascale schafft es, fast nur mittels der Augen die Stimmungen und Emotionen der Hunde darzustellen.

Rover Red Charlie ist eine außergewöhnliche Geschichte, mit Witz, nachdenklichen Untertönen, drastischen Bildern und großartigen Charakteren.

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