Percy Pickwick – Gesamtausgabe Band 1

03.12.2014 von Marcus Pohlmann

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ISBN: 978-3868697667

Format: Hardcover

Seiten: 178

Preis: 29,95

Erscheinungsdatum: 01.12.2014

Sprache: Deutsch

Schon mit recht jungen Jahren kam ich, dank Heften wie Yps oder Zack, in Berührung mit Comics aus unseren Nachbarländern Belgien und Frankreich, die in diesen Publikationen zumeist auszugsweise abgedruckt waren. Schon bald wurde ich ein großer Fan von Robin Ausdemwald, den Blauen Boys oder auch Percy Pickwick. Dieser ehemalige Geheimagent löste mit unglaublichem Scharfsinn und seiner angeborenen „Britishness“ von 1959 bis 2008 eine ganze Reihe von großen und kleinen Fällen, die von verschiedenen Verlagen auch auf Deutsch veröffentlicht wurden. toonfish, ein Ableger des renommierten Splitter-Verlages, hat es sich nun zur Aufgabe gemacht, alle bisher erschienenen, und teils schon lange vergriffenen, Comic-Alben in der sechsteiligen Percy Pickwick – Gesamtausgabe neu aufzulegen und damit den Lesern wieder zugänglich zu machen.

Der erste Hardcover-Band fasst auf 178 Seiten die ersten vier großen Abenteuer des britischen Detektivs zusammen und enthält darüber hinaus noch drei Kurzgeschichten, die in verschiedenen Comic-Magazinen veröffentlicht wurden.
Doch bevor sich der Leser auf die erste Story stürzen kann, bekommt er noch einige allgemeine Informationen über die Ursprünge der Serie und deren wechselhafte Geschichte auf dem heimischen Markt präsentiert. Auch die verschiedenen Texter und Zeichner, die an Percy Pickwick beteiligt waren, werden kurz vorgestellt.
Im ersten Abenteuer „Die verschwundenen Geldschränke“ muss sich der Ex-Agent, passionierte Sammler von Zigarrenbauchbinden und leidenschaftliche Pfadfinder auf die Suche nach einem wertvollen Diamanten machen der, mitsamt dem Safe, aus einem Juweliergeschäft verschwunden ist. Auch andere Geldschränke wurden gestohlen und Scotland Yard hat keinerlei Spuren. Dem Detektiv gelingt es jedoch nach wüsten Schießereien und wilden Verfolgungsjagden das Rätsel zu lösen und dabei einem verbrecherischen Zirkusdirektor und seinen tierischen Komplizen das Handwerk zu legen. Wie der Titel schon vermuten lässt, führt „Percy Pickwick in New York“ den Detektiv von seinem verregneten englischen Landsitz diesmal in die pulsierende Großstadt. Hier gilt es die Entführung eines bekannten Film- und Fernsehstars aufzuklären. Falsche Blondinen, vermeintliche Spione, ein gestürzter Diktator und grenzwertige Sangeskünste stellen diesmal die Fähigkeiten von Colonel Pickwick auf die Probe. „Unter falschen Verdacht“ gerät ein ehemaliger Pfadfinder aus Pickwicks Gruppe, der es mittlerweile zum Nuklearwissenschaftler gebracht hat und an einem militärischen Projekt arbeitet. Die Beweislast ist erdrückend, dennoch versucht der Detektiv alles, um die Unschuld seines Freundes zu beweisen. Schließlich gelingt es Pickwick den Drahtzieher zu enttarnen, einen deutschen Agenten, mit dem er schon im Krieg öfters zu tun hatte. In der letzten großen Geschichte wird ein ganzes Dorf von einer Reihe merkwürdiger Vorfälle und Diebstähle heimgesucht in deren Mittelpunkt „Die teuflischen Zwerge“ stehen. Die Ermittlungen in diesem Fall stellen sich als etwas komplizierter heraus und der Colonel sieht sich mehr als nur einmal mit falschen Fährten konfrontiert bis es zum finalen Showdown in einer verlassenen Mine kommt.
Die drei abschließenden kurzen Geschichten waren ursprünglich für das belgische Comic-Magazin Tintin gedacht und wurden auch in Deutschland als Magazin-Beiträge veröffentlicht. „Die Stimme aus dem Nichts“ treibt im ländlichen England ihr Unwesen und hinterlässt verunsicherte (und ausgeraubte) Dörfler. Nachdem er selbst beinahe Opfer eines Angriffs wird, kann der Detektiv jedoch den durchtriebenen Wissenschaftler stellen, der für die Aufregung verantwortlich ist. In „Die verschwundenen Smaragde“ dreht sich alles um den scheinbar unmöglichen Diebstahl der wertvollen Juwelen aus einem Hotelsafe. Zusammen mit dem Hoteldetektiv nimmt der Colonel die Ermittlungen auf und kann sie zu einem erfolgreichen Abschluss führen. Schließlich versucht Percy Pickwick in „Oldtimer“ zusammen mit seinem Vater einer Bande von Autodieben das Handwerk zu legen, die es auf alte und ausgefallene Luxuskarossen abgesehen haben.

Viele der frühen Detektivgeschichten wirken aus heutiger Sicht (und wohl auch bedingt durch das Alter des Lesers) ein wenig naiv und teils sehr konstruiert. Allerdings sind auch einige interessante Ansätze, beispielsweise in „Oldtimer“, zu erkennen, die in späteren Storys weiter ausgebaut werden und die Serie so auch für erwachsene Leser durchaus interessant machen. Für mich stehen jedoch bei diesen Comics nicht die Geschichten im Vordergrund, sondern es sind vor allem die klischeehaft überzogenen britischen Eigenheiten des Titelhelden und der anderen Charaktere über die ich auch nach fast 30 Jahren noch Schmunzeln kann.
Die Zeichnungen der verschiedenen Künstler, die an dieser Serie mitgewirkt haben unterscheiden sich nur wenig voneinander, so dass der Charakter der Figuren stets klar zu erkennen ist. Deutlicher sind dagegen die Unterschiede bei den Autoren und es lässt sich recht gut erkennen, von welchem Texter der jeweilige Band verfasst wurde.
Sehr gut haben mir auch die ausführlichen Hintergrundinformationen zur Entstehung von Percy Pickwick gefallen, die etwas Licht in die etwas wirre Anfangszeit dieser Serie bringen. Leider erfährt man, einmal vom ursprünglichen Autor und Zeichner, Raymond Macherot, abgesehen, nur sehr wenig über die Beteiligten, was hoffentlich in den kommenden Bänden nachgeholt wird.

Sehr britische Detektivabenteuer (von Belgiern geschrieben und gezeichnet) die auch nach über 40 Jahren kaum etwas von ihrem Charme eingebüßt haben und nicht nur die Retro-Fans gut unterhalten werden.

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