Crossed 4 – Badlands

04.12.2013 von Marcus Pohlmann

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ISBN: B00GO814L6

Format: null

Seiten: 212

Preis: 19,95

Erscheinungsdatum: 01.11.2013

Sprache: Deutsch

Als Panini Comics 2012 das neueste Werk des Comicautors Garth Ennis veröffentlichte, war die Leserschaft gespannt, was sich der, für seine wenig zimperlichen Stories bekannte, Ire wohl diesmal ausgedacht hatte. Herausgekommen ist dabei Crossed, eine Endzeitvision, bei der ein Großteil der Menschheit durch eine nicht näher definierte Seuche in sadistische, notgeile Kannibalen verwandelt wurde. Diese, in der deutschen Übersetzung, Gefirmten sind durch ein deutliches, kreuzförmiges Wundmal im Gesicht zu erkennen, lassen jeden Sinn für Selbsterhaltung oder Moral vermissen und können durch Körperflüssigkeiten anderen Leute infizieren. Nach diesem ersten Band überließ Ennis seine eigene Serie anderen Autoren, beispielsweise David Lapham, und wandte sich neuen Projekten zu. Der vorliegende Crossed – Badlands ist mittlerweile der vierte Band der Serie und enthält auf 212 Seiten zwei Geschichten unterschiedlicher Autoren- und Zeichnerteams.

Für die erste Story, „Badlands“, arbeitet Garth Ennis wieder mit dem Zeichner Jacen Burrows zusammen. Spielten alle bisherigen Crossed-Bände in den USA, so verlegt der Autor die Handlung diesmal in die schottischen Highlands. Der Leser begleitet hier eine Gruppe von neun Überlebenden bei ihrer täglichen Suche nach Nahrung und Schutz, bis der Winter sie dazu zwingt, in die Lowlands zu ziehen. Der eigentliche Protagonist ist dabei der ehemalige Buchhändler Ian Cowley, dessen Vorgeschichte immer wieder in Rückblenden erzählt wird und aus dessen Perspektive der Leser die anderen Mitglieder der Gruppe sieht. Diese werden nur relativ kurz vorgestellt und erwartungsgemäß fallen sie nacheinander den Gefirmten zum Opfer. So lässt die Gruppe auf ihrer Flucht den diebischen Pat mit durchtrennten Achillessehnen zurück, um etwas Zeit zu gewinnen, Anya stirbt bei der Geburt ihres Kindes und auch der Soldat Harry fällt den Kannibalen zum Opfer. Schließlich holt die, durch Kälte und Hunger dezimierte, Gruppe der Gefirmten auch die letzten Überlebenden ein und es kommt zur finalen Konfrontation in den verschneiten Hügeln Schottlands.
it der zweiten, deutlich längeren, Geschichte „Homo Superior“ begeben sich Texter Jamie Delano und Zeichner Leandro Rizzo wieder auf gewohntes Terrain, und zwar in die Sumpflandschaft der Everglades. Hier kreuzen und verschmelzen die verschiedenen Handlungsstränge von fünf Überlebenden. Die ehemalige Soldatin Steve, die Zwillinge Ashley und Ashlynne, der Redneck Leon und der Camper Gregory sind alle auf dem Weg zu den Florida Keys, wo angeblich eine sichere Zuflucht vor den Kannibalen auf sie wartet. Verfolgt von Gefirmten, Leons Vater und der eigenen Vergangenheit fliehen die Überlebenden immer weiter in die Sümpfe. Die Schwangerschaft Steves und das Verhältnis der beiden Schwestern zu Leon stellen die kleine Gemeinschaft vor weitere Probleme. Wie auch schon in „Badlands“ verliert die Gruppe ein Mitglied nach dem anderen, bis schließlich nur noch Steve übrig ist, die in einer verlassenen Ferienanlage ihr Kind zur Welt bringt, während draußen die Gefirmten ihre Beute wittern.

Zerplatzende Kleinkinder, aufgespießte Pfadfinder und kannibalistische Orgien sind nur einige der Scheußlichkeiten, welche die Autoren für den Leser in dem Softcover-Band bereit halten. Grade bei „Homo Superior“ finden sich auf fast auf jeder Doppelseite drastische Sex- und/oder Gewaltexzesse. Zudem wird, um den Abstumpfungseffekt zu vermeiden, der Härtegrad dabei kontinuierlich bis zum Finale gesteigert. Lässt sich der Leser davon nicht abschrecken, bekommt er zwei spannende und dichte Geschichten serviert, bei der die Gewalt zwar stets im Vordergrund steht, aber nur selten zum Selbstzweck wird. Trotz der grotesken Situation in der sie sich befinden sind die Hauptcharaktere zumeist plausibel entworfen und der Leser kann sich durchaus mit den Figuren identifizieren. Entließen die Autoren die Hauptpersonen, und natürlich auch die Leser, in den vorangegangenen Bänden noch in eine bedrohliche und ungewisse Zukunft, so gab es doch zumindest eine winzige Hoffnung auf ein Happy End. Bei den beiden Storys im vorliegenden Band wartet der Leser darauf jedoch vergeblich. Vielmehr bekommt er zwei der bösesten und pessimistischsten Enden vorgesetzt, die ich bisher in einem Comic gesehen habe. Während sich die Überlebenden bei den ersten drei Bänden noch an die letzten Reste ihrer Menschlichkeit klammerten, nähren sie sich nun Stück für Stück den Gefirmten an, bis sie schließlich, wie Steve am Ende von „Homo Superior“, sich freiwillig auf eine Stufe mit den Kannibalen stellen.
Die Zeichnungen sind ausgesprochen gelungen und stimmig, alleine auf manche Details hätte ich gerne verzichtet. Stilistisch gibt es kaum einen Unterschied zwischen Jacen Burrows und Leandro Rizzo, wobei mir die kühlen, gedeckten Farben und die härteren Kontraste bei „Badlands“ wesentlich besser gefallen und die Stimmung der Geschichte unterstützen.
Letztendlich stehe ich Crossed – Badlands etwas zwiespältig gegenüber: Die Figuren sind gut geschrieben und gezeichnet, die Atmosphäre ist dicht und die Stories sind spannend. Jedoch sind einige der Zeichnungen, selbst für mich als erklärten Splatter-Fan, einfach nur ekelhaft und widerlich. Auch einige der Charaktere halte ich, zumindest stellenweise, für grenzwertig was ihre Handlungen und Beweggründe angeht.

Die beiden Autoren legen hier einen stellenweise nur schwer erträglichen Band vor, der in Sachen Härte jeden, zumindest mir bekannten, Comic weit in den Schatten stellt.

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