In Bed

27.05.2015 von Marcus Pohlmann

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ISBN: 978-3958391437

Format: Hardcover

Seiten: 96

Preis: 17,80

Erscheinungsdatum: 01.05.2015

Sprache: Deutsch

Ein Großteil des Programms des Bielefelder Splitter Verlags besteht aus den bildgewaltigen Umsetzungen von fantastischen Stories oder historischen Stoffen. Um so verwunderter war ich, als das Rezensionsexemplar zu In Bed auf meinem Schreibtisch landete. In dem 96 Seiten starken Harcover-Band erzählt die Schweizer Autorin Lydia Frost die alltägliche, geradezu banale Geschichte einer Beziehung zwischen zwei Menschen im New York der Gegenwart. Illustriert wird das Comic-Debüt der Autorin von ihrem Landsmann Jean-Philippe Kalonji, der schon auf ein recht umfangreiches Portfolio als Zeichner und bildender Künstler zurückblicken kann.

Die Ausgangslage für die Geschichte ist schnell zusammengefasst: Die Autorin Rachel und der Anwalt Luka treffen sich regelmäßig zu wildem, hemmungslosen und vor allem unverbindlichen Sex in einem New Yorker Hotel.
Nach einem dieser Treffen wartet auf Luka zu Hause seine langjährige Lebensgefährtin, die Galeristin Julia. Diese hat die Vorbereitungen für eine kleine Party abgeschlossen und während nach und nach die Gäste eintreffen, wird deutlich, dass für den Anwalt diese Affaire vielleicht doch etwas mehr sein könnte als ein einfacher Seitensprung. Erschwerend kommt hinzu, dass Julias unerfüllter Kinderwunsch die Beziehung weiter belastet und sich mehr und mehr auf das Leben der beiden auswirkt. Auch Rachel kehrt zu ihrem Gatten und den beiden kleinen Kindern zurück, und auch hier bekommt die Fassade des glücklichen Ehelebens erste Risse.
Während ihre jeweiligen Partner anderweitig beschäftigt sind, wollen Rachel und Luka das Wochenende zu einem Ausflug in die Waldhütte der Autorin nutzen, um sich dort zu vergnügen. Dieser kleine Trip fängt auch recht vielversprechend an, doch treten bald Differenzen zwischen den beiden Protagonisten auf. Während Rachel einfach nur auf der Suche nach unkompliziertem Sex ist, versucht Luka einen Ausweg aus der Sackgasse zu finden, in die seine Beziehung zu Julia geführt hat. Diese wiederum nutzt ihrerseits das freie Wochenende, um sich ins New Yorker Nachtleben zu stürzen, selbst auf der Suche nach einem kleinen Abenteuer.
Nach einem Zerwürfnis mit Rachel kehrt Luka vorzeitig nach Hause zurück und auch Julias Flirt ist nicht so verlaufen wie sie es sich vorgestellt hat. Schließlich lädt Luka seinen ganzen Frust über das verpatzte Wochenende bei seiner Frau ab und verlässt die gemeinsame Wohnung für ein paar Tage, damit „…sie wieder spurt…“. Während Rachel derweil die Beziehung mit ihrem Mann in Ordnung bringt, sorgen Julias Freunde dafür, dass sie sich eine neue, eigene Wohnung sucht und Luka verlässt. Dieser steht am Ende der Graphic Novel in seinem leeren Appartement und hat letzten Endes beide Frauen verloren.

Die Story von In Bed ist relativ nah am wirklichen Leben und dürfte sich so, oder doch zumindest so ähnlich, fast täglich irgendwo auf der Welt zutragen. Jedoch ist es der große Verdienst von Autorin Lydia Frost diese eigentlich banale Geschichte so zu präsentieren, dass sie den Leser dennoch berührt. Einen großen Anteil daran haben die plausiblen Charaktere mit ihren Bedürfnissen, Sorgen und Problemen, auch wenn bei Luka die „Männer sind Schweine!“-Attitüde vielleicht doch ein wenig zu dick aufgetragen ist.
Kalonji zeichnet die Storie in einem leicht kantigen Stil mit klaren Linien und scharfen Abgrenzungen. Dem gegenüber steht die Farbwahl, die sich fast ausschließlich auf Grautöne beschränkt und dafür sorgt, dass die starken Kontraste abgemildert werden. Lediglich bei den wenigen Rückblenden setzt der Zeichner einen Rotton ein, um die Szenen besser abzusetzen. Die stellenweise expliziten Sexszenen dienen eher dazu, die Stimmung des Comics noch zu intensivieren, als den Voyeurismus der Leser zu befriedigen und fügen sich harmonisch in den Erzählfluss ein. Druck und Verarbeitung des Hardcover-Bandes bieten keinen Anlass zur Kritik, allerdings hätte ich mir einige weitere Informationen zu Autorin und Zeichner gewünscht.

Der Splitter Verlag veröffentlicht hier eine Graphic Novel, die sich deutlich vom Rest des Verlagsprogramms abhebt, aber sowohl durch ihre Intensität wie auch die glaubhaften Charaktere überzeugen kann.

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